75 Jahre alt und leistungsstärker denn je
Am Samstag feierte die Wasserwacht Ortsgruppe Fürstenfeldbruck am Pucher Meer ihr 75-jähriges Bestehen – Für die Bürger:innen mit einem großen Familienfest und für die Mitglieder und Unterstützer:innen mit einem offiziellen Abendempfang.
„Die vorbereitete Hüpfburg musste leider eingepackt bleiben.“ sagt Roman Naumann, der stellvertretende Vorsitzende der Kreiswasserwacht, als er bei der Show-Übung für die Besucher:innen des Familienfestes am Ufer des Pucher Meers steht. Zwischendurch regnet es immer wieder. Glücklicherweise nicht stark genug, um die Laune der Interessierten und Helfer:innen zu vermiesen. Eher wie ein zu weit eingestellter Rasensprenger des Nachbarn, der immer mal wieder ein unangenehmes nieseln über einen ergehen lässt. Aber immerhin stark genug, dass die organisierte Hüpfburg komplett zu durchnässt worden wäre und die Kinder vermutlich ebenso.
Der Verzicht darauf tut der Stimmung allerdings keinen Abbruch. Interessiert lassen sich ganze Familien zwischen den abgestellten Wassernotfahrzeugen die Ausrüstungen zeigen, mit welchen die ehrenamtlichen Retter:innen bei Unfällen am und im Wasser und Katastrophen größeren Ausmaßes, wie Hochwasserlagen, helfen. Interessiert schieben Seniorinnen und Senioren ihre Fahrräder vorbei an Infoständen, Booten, Kuchentafeln und Pavilions mit Getränken. Schaumküsse in Vollmilch, Zartbitter und weißer Schokolade fliegen von einem kleinen Katapult durch die Luft, während Kinder diese geschickt mit dem Mund zu fangen versuchen. An einer Kunststation werden Buttons und farbige Steine von Kindern gebastelt, die so konzentriert ihre Kunstwerke erstellen, dass sie kaum wahrnehmen, dass sich mehr und mehr Menschen am Ufer des Sees versammeln.
Das leise Surren einer kleinen Drohne ist zu hören, wird aber augenblicklich von lautem Martinshorn mehrerer Einsatzfahrzeuge übertönt. Aus den Fahrzeugen springen eilig Menschen in Einsatzjacken und in Neoprenanzügen. Eine Wasserretterin mit einer neonfarbenen Weste voller Karabiner und Taschen über ihrem Neoprenanzug eilt in das kalte Wasser. Mit einer Leine in der Hand sichert sie einen Schnorchler, der augenblicklich beginnt das Wasser Bahn für Bahn abzusuchen. Hüpfend rollt ein großes rotes Schlauchboot mit silber glänzendem Aluminiumrumpf den abschüssigen Kieselstrand auf robusten Gummireifen herunter, gebremst von mehreren der Wasserwachtler:innen. Von allen Seiten eilen Retter:innen mit Ausrüstungen heran. Der Tank, der massive Motor, Paddel werden herangebracht. Das Boot ist bereits voll aufgerüstet, als die Taucher, laut zischend bei jedem Atemzug, mit einer Vollgesichtsmaske auf dem Kopf und einem Sicherungsmann, der mit einem Headset mit den Tauchern kommuniziert an Bord gehen. Im tieferen Wasser beginnen die Taucher mit ihrer Suche.
Wenig später melden die Taucher Erfolg.
In der Hand hat einer von ihnen eine große Tasche aus Netz, fast wie die Einkaufsnetze von Oma damals sieht das aus, wonach die Taucher erfolgreich gesucht hatten.
Im Netz viele weiße Badeenten mit orangenem Schnabel und Wasserwachtlogo auf der Brust. Schnell sind diese an die vielen Kinder verteilt, die nun mit einem Strahlen auf die Taucher zulaufen. Die Übung – ein Erfolg.
Nicht nur die Übung war erfolgreich. In nachträglicher Betrachtung kann man auch sagen, dass die ganze 75-Jahr-Feier inklusive Allem, was der übrige Tag noch brachte, ein voller Erfolg war. Nicht zuletzt auch durch die monatelange, engagierte Vorbereitung durch die Vorsitzende Diana Kleemann und den Technischen Leiter Matthias Schedlbauer. Beide haben diese große Aufgabe neben dem Beruf und dem ehrenamtlichen Tagesgeschäft bei der Wasserwacht zusammem mit ihrem Team geleistet.
Beide stehen mittlerweile neben einer kleinen Gruppe von Wasserwachtlern, die alle einen etwas überraschenden Dialekt sprechen. Es ist nicht zu leugnen, dass dies sehr nach Hamburg klingt. Tatsächlich ist dieser Eindruck richtig.
Die Wasserwacht Fürstenfeldbruck ist sein Jahren eng mit einer hamburger Partnerwasserwacht verbunden. Mehrmals im Jahr besuchen sich die Helfer:innen gegenseitig. Machen Dienst beim jeweils anderen und unterstützen sich gegenseitig bei der Wartung der Ausrüstung. Die Fürstenfeldbrucker Retter:innen helfen auch regelmäßig bei Sportevents auf der Alster aus. Eine Bereicherung für beide Seiten, nicht nur menschlich. Der enge Austausch liefert außerdem neue Erkenntnisse im Bereich Ausrüstung, Ausbildung und Arbeitsweise bei Rettungen.
Die Hamburger helfen so auch noch beim Abbau der vielen Stände des Familienfestes mit, bevor sie sich bereit machen zum offiziellen Empfang am Abend in der Eventlocation auf einer Anhöhe mit Blick über das Pucher Meer.
Die kleine Wachstation füllt sich mittlerweile mit Jugendlichen, die etwas nervös und hecktisch versuchen die Krawatte für die Abendveranstaltung zu binden. Nach mehreren Versuchen mit schiefen Knoten, Krawattenspitzen weit unter der Gürtelschnalle oder auf Bauchhöhe gibt der mittlerweile etwas verzweifelt dreinschauende Helfer auf und lässt sich von einer erfahreneren Kollegin helfen. Die Krawatte sitzt auch Stunden später, als Reden von Amtsträgern des BRK, der Wasserwacht, aber auch Vertretern aus der Politik die Arbeit der Wasserwacht ehren, noch. Bei Buffet und Musik lassen die geladenen Gäste und Wasserwachtler:innen den Abend auf die Weise ausklingen, die für sie ihre Arbeit ausmacht: Gemeinsam.